In einem sternbildenden Nebel, der in einem Wirrwarr aus Gas und glühenden Filamenten überflutet ist, haben Wissenschaftler ein interessantes, bisher nicht gesehenes Zusammenspiel zwischen Schwerkraft und Turbulenzen entdeckt, das die Bildung von Sternen beeinflusst.
Dieses Bild, das vom Herschel-Weltraumobservatorium der Europäischen Weltraumorganisation aufgenommen wurde, zeigt die sehr detaillierte Struktur kühler, wispiger Filamente der Vela C-Molekülwolke. Vela-C liegt nur 2300 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist ein riesiger Sternenkomplex aus Gas und Staub. Und innerhalb dieser leuchtenden Wolke bilden sich sowohl massereiche Sterne als auch kleinere sonnenähnliche Sterne durch sehr unterschiedliche Prozesse.
Die Anziehungskraft zieht Gas und Staub zusammen und bildet in glühenden Graten massive Materieklumpen. Laut Wissenschaftlern, die das Bild untersuchen, bilden sich in diesen Klumpen die massereichsten und hellsten Sterne. Zufällige Bewegungen und Turbulenzen in der gesamten Wolke scheinen die feinen nestartigen Filamente zu erzeugen. In diesen Bereichen bilden sich kleinere Sterne. Winzige, weiße Flecken flecken das Bild. Diese weißen Punkte, die in den kammartigen Filamenten häufiger vorkommen, sind vorstellare Kerne; kompakte Gas- und Staubklumpen, die sich zu neuen Sternen entzünden könnten.
Die Nähe von Vela-C zur Erde macht es zu einem idealen Labor, um die Geburt verschiedener Arten von Sternen zu untersuchen. Der Nebel kann es auch zu einer perfekten Untersuchung von Supernovae machen. Die blauen Bereiche im Bild enthalten sich ausdehnende Taschen mit heißem Gas, die durch den starken Sonnenwind und die ultraviolette Strahlung junger und massereicher Sterne angeregt werden. Verglichen mit der erwarteten Lebensdauer unserer Sonne von 10 Milliarden Jahren verbrennen diese massiven Sterne ihre Versorgung mit Kernbrennstoffen innerhalb weniger Millionen Jahre. Am Ende ihres Lebens werden diese Sterne in schillernden Supernovae explodieren.
Das 2009 eingeführte Herschel-Teleskop erforscht das Universum im fernen Infrarot. Während interstellarer Staub kalt ist, scheint er hell gegen den noch kälteren umgebenden Raum. Die längsten Wellenlängen des Lichts erscheinen in diesem Bild als rote Filamente. Kürzere, heißere Wellenlängen des Lichts erscheinen als gelb, grün und blau.
Bildunterschrift: Die Vela-C-Molekülwolkenregion, die bei Wellenlängen im fernen Infrarot beobachtet wird. Bildnachweis: ESA / PACS / SPIRE / Tracey Hill und Frédérique Motte, Laboratoire AIM Paris-Saclay, CEA / Irfu - CNRS / INSU - Univ. Paris Diderot, Frankreich